Schulpastoral

Einladung zur Weggemeinschaft – „Kommt und seht.“ (Joh 1, 38)

Schulpastoral versteht sich als Dienst der Kirche an den Menschen im Handlungsfeld Schule[1]. Dementsprechend will sie gerade innerhalb schulischer Organisationsformen und Herausforderungen alle Beteiligten dazu ermutigen, die lebensbejahende Kraft christlichen Glaubens in den unterschiedlichsten Erfahrungsbereichen erlebbar zu machen. Den Ausgangspunkt für die Arbeit der Schulpastoral bilden daher „die konkreten Situationen der unterschiedlichen Lebenswelten und Milieus der Menschen“, und eine ihrer zentralen Zielsetzungen ist es, innerhalb der Schulgemeinschaft eine „Kultur der Wertschätzung unterschiedlicher Lebensentwürfe“ zu etablieren[2]. Schulpastoral an der Hildegardis-Schule füllt somit keinen isolierten religiösen bzw. konfessionellen Spezialbereich des Schullebens, und ihre Praxis ist bunt und vielfältig - wie die Menschen und das Leben selbst.

Ihre Grundausrichtung und ihre Zielsetzungen bezieht Schulpastoral dabei immer wieder neu aus der Kraft des Evangeliums und dem Auftrag der Nachfolge. Im Johannesevangelium (Joh 1,38f.) wird Jesus von denen, die mit ihm gehen, einmal gefragt: „Meister, wo wohnst du?“ Jesus antwortet auf diese Frage mit einer Einladung: „Kommt und seht!“ Er macht den Fragenden das Angebot, seinen Weg mitzugehen und dabei im Gehen die Augen offenzuhalten für das, was sie unmittelbar „vor Ort“ mit Jesus sehen, hören und erleben werden.

Vor diesem Hintergrund achtet schulpastorales Handeln besonders darauf, junge Menschen nicht einseitig als Lernende, sondern in ihrer Ganzheitlichkeit wahrzunehmen und die Mitglieder der Schulgemeinschaft in Sorgen, Fragen und Nöten zu beraten und zu begleiten. Im Anschluss an die Frage Jesu „Was soll ich dir tun?“ (Lk 18,14) wird es angesichts einer zunehmend pluralistisch orientierten Lebenswelt die besondere Aufgabe der Schulpastoral sein, die spirituelle Suche (oder auch Nicht-Suche) der uns anvertrauten Menschen ernst zu nehmen und immer wieder neu zu verstehen, was diese Menschen suchen und brauchen.[3]

Selbstverständlich ist schulpastorales Handeln dabei stets dem Gedanken der Ökumene und dem Dialog mit anderen Religionen verpflichtet.

Konkretisierungen

Unterbrechungen – Raum schaffen für religiöses Leben[4]

Gott im Schulalltag spürbar werden lassen

Christliches Handeln in der Nachfolge Jesu steht im heilsamen Kontrast zu einer allein auf Leistung und reibungsloses Funktionieren fokussierten Wahrnehmung des Anderen.

Im Rahmen des Projekts „Katholische Schulen – Profilbildung stärken“ des Erzbistums Paderborn hat sich die Hildegardis-Schule seit 2019 daher die Weiterentwicklung ihrer christlich-katholischen Eigenprägung gemeinsam mit allen Verantwortlichen der Schulgemeinschaft zur besonderen Aufgabe gemacht. Daraus sind konkrete Projekte wie etwa die jährliche Gestaltung des Hildegard-Tags durch Mitglieder des Kollegiums sowie die verstärkte Einbeziehung der Lehrerschaft in die Weiterentwicklung und Gestaltung des Morgenimpulses entstanden, um so das christlich-katholische Profil der Schule unter Beteiligung weiterer Akteure zu akzentuieren.

Gebet und Gottesdienst

„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Deswegen versammeln wir uns im Namen Jesu, um seine Gegenwart zu feiern und zu erfahren. Mit Adressaten gerechten religiösen Angeboten wie regelmäßigen Schulgottesdiensten und auch Gottesdiensten zu besonderen Anlässen sowie mit gemeinsamen Gebeten bzw. Morgenimpulsen unterbrechen wir schulische Routine und Unterrichtszeiten. Denn wir sind der Überzeugung, dass diese Unterbrechungen, in denen wir uns in der Gemeinschaft auf unser Da-Sein vor Gott und in unserer Welt ausrichten, lebensfördernde Zeiten sind, die wir miteinander erfahren und teilen wollen. Die Gottesdienststunde gehört daher zur regulären Unterrichtszeit für alle Schülerinnen und Schüler.

 

Praktische Umsetzung

  • Hilfen zur Einführung in Gebet und Gottesdienst für die Erprobungsstufe (Schulseelsorger, Fachschaften Religionslehre)
  • Bereitstellung von Material für die Erweiterung der Gebetsmappen (Sek I) und z.B. eine digitale Gestaltung von Morgenimpulsen (Sekundarstufe II) im Schulportal
  • Erprobung/Einübung weiterer Formen (z.B. Stille-Übungen, Meditationen …) u. a. im Religionsunterricht
  • Mitgestaltung der Räumlichkeiten in geprägten Zeiten des Kirchenjahres wie Advent, Fasten- bzw. Passionszeit (Schulseelsorger, Klassenleitungen, Fachschaften Religionslehre und Kunst)
  • Mitgestaltung von digitalen Angeboten zu geprägten Zeiten (Schulseelsorger, Fachschaften Religionslehre und Kunst)
  • Möglichkeiten von Stille und frei formulierten Fürbitten in den Schulgottesdiensten
  • Angebot von Klassen- oder Kursgottesdiensten zu besonderen, thematischen Schwerpunkten

Aus-Zeiten – Tage der religiösen Orientierung

„Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.“ (Astrid Lindgren)

In der Oberstufe erleben unsere Schülerinnen und Schüler eine „Aus-Zeit“ von den Herausforderungen des Schulalltags. Sie nehmen an Tagen der religiösen Orientierung teil, und zwar zunächst als ganze Jahrgangsstufe in der Klasse 10. Zu diesem Zeitpunkt befinden sie sich nach dem Wechsel in die Oberstufe nicht nur schulisch, sondern auch persönlich häufig in einer Orientierungsphase. In diesem Lebensabschnitt eröffnen wir ihnen einen Freiraum zur Selbstreflexion, für die Begegnung mit anderen und damit für die Auseinandersetzung mit Fragen, die die persönliche – auch spirituelle - Sinnsuche betreffen. Am Ende des ersten Halbjahres der Qualifikationsphase 2 besteht dann erneut die Möglichkeit einer freiwilligen Teilnahme an Tagen der religiösen Orientierung vor dem Abitur.

Praktische Umsetzung

  • Organisation, inhaltliche Gestaltung und Begleitung durch Lehrerinnen und Lehrer unserer Schule (Team Schulpastoral, Kolleginnen und Kollegen bzw. Referenten und Referentinnen der Benediktinerabtei Königsmünster)

Freiräume schaffen - Aktionen und Projekte

Projekte und Aktionen zur spirituellen Entwicklung, wie z. B. Theaterprojekte, Ausstellungen, soziale Projekte u.v.m. bieten den Schülerinnen und Schülern Impulse und zeigen Wege auf, wie die persönliche Gottesbeziehung gelebt und gepflegt werden kann. Eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben, aber auch mit Fragen und Zweifeln wird auf verschiedene Art und Weise ermöglicht und lässt Freiraum, individuelle Begabungen im Team zu entfalten.

Praktische Umsetzung

  • Theaterprojekte
  • „Kirche in anderem Licht“ in St. Michael (Kooperation mit der Fachschaft Kunst und dem Dekanat Hagen-Witten)
  • Regelmäßige Kooperation mit der youngcaritas Hagen und der Jungen Kirche Hagen-Witten (Gottesdienste, Escape Room in der Advents- und Fastenzeit…)
  • Online-Angebote (Gottesdienste, Impulse zur Fastenzeit)
  • Wunschbaum-Aktion in der Adventszeit
  • Gestaltung eines Jugendkreuzwegs

Soziale Verantwortung leben – Das sozial-ethische Praktikum „Mut zum Wir“

Das sozialethische Praktikum „Mut zum Wir“ soll die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzen, ihre Fähigkeiten und Begabungen verantwortungsbewusst zum Wohle anderer einzusetzen. Durch ein solches Engagement erfahren sie sich in einer ganz neuen Weise, stellen ihre eigenen Bedürfnisse nicht zentral und reifen innerlich. Sie lernen sich selbst und ihr Gegenüber besser kennen und schätzen, auch in ihrer Unterschiedlichkeit. So entsteht ein Klima der gegenseitigen Wertschätzung und Achtung.

Praktische Umsetzung

  • Möglichkeit zur Durchführung des Sozialpraktikums ab Jahrgang 9; spätestens bis zum Ende des Jahrgangs Q 1
  • zahlreiche Kooperationspartner, u.a. Suppenküche, Altenheime, Behinderteneinrichtungen u. v. m.
  • Reflexion im Rahmen des Religionsunterrichts der entsprechenden Jahrgangsstufen
  • Nachweis durch ein Zertifikat

Raum zum Reden – Gesprächs- und Beratungsangebote

Gesprächs- und Beratungsangebote der Schulseelsorge sind ein Teil der Präventions- und Beratungsarbeit an der Hildegardis-Schule und mit diesem eng vernetzt. Mit Unterstützung externer Fachleute bietet die Schulseelsorge konkrete Hilfsangebote in besonderen Lebenslagen.

Praktische Umsetzung

  • Kooperation mit der Schulleitung, Klassenleitungen (schuleigenes Sci-Vi-Konzept) und den Beauftragten für Prävention (Frau Lehmann, Frau A. Schäfer)
  • Individuelle Gesprächs- und Beratungsangebote des Schulseelsorgers

Stufenspezifische Angebote

  • Jahrgangsstufenfahrt auf den Spuren Hildegards von Bingen
  • Domwallfahrt nach Paderborn,
  • Tage der religiösen Orientierung
  • „Abend der Gottesbegegnung“ - Religiöse und spirituelle Angebote im Kirchenraum für die Q1

Angebote für Lehrerinnen und Lehrer

  • Religiöse Impulse für das Kollegium
  • Schulinterne Fortbildung zum Selbstverständnis als Lehrende an einer kath. Schule
  • Schulinterne Fortbildung zum Morgenimpuls, zu Tagen religiöser Orientierung, zu Schulgottesdiensten
  • Bekanntmachung des schulübergreifenden Angebots zur Lehrerpastoral im Erzbistum Paderborn

 

Organisatorische Rahmenbedingungen für die Schulpastoral

Schulpastoral an der Hildegardis-Schule ist im oben beschriebenen Sinne ein Anliegen aller, die für die Gestaltung des Schullebens inhaltlich und organisatorisch Verantwortung tragen.

Neben der Integration von Gottesdienstzeiten, Tagen religiöser Orientierung oder schulpastoralen Aktionen und Projekten in die organisatorischen Abläufe sind daher ein regelmäßiger Austausch und ein gesicherter Informationsfluss notwendig:

  • Beteiligung des Schulseelsorgers in Gremien der Schulentwicklung (QM-Steuergruppe)
  • Regelmäßige Information des Kollegiums über besondere Anliegen und Aktionen der Schulpastoral (Konferenzen)
  • Regelmäßiger Austausch zwischen Schulleitung und Schulseelsorger
  • Einladung zu Aktionen und Projekten (Konferenzen); ggf. Ermöglichung von notwendigen Freiräumen für beteiligte Kolleginnen und Kollegen sowie Schülerinnen und Schüler
  • Information neuer Kolleginnen und Kollegen über schulpastorale Akzente unserer Schule
  • Vorstellung des Konzepts Schulpastoral bei der Elternpflegschaftssitzung der Klasse 5 sowie im Rahmen einer Informationsveranstaltung für Seiteneinsteiger
  • Zusammenarbeit mit dem/der Beauftragten für Prävention
  • Zusammenarbeit im Team Schulpastoral sowie der Fachkonferenz katholische und evangelische Religionslehre

 

Stand: Mai 2023
Für das Team Schulpastoral:
Christian Haase (Schulseelsorger), Hedi Feldmann

 

[1] Sekretariat der dt. Bischofskonferenz (Hrsg.): Die deutschen Bischöfe – Kommission für Erziehung und Schule: Schulpastoral: Der Dienst der Kirche an den Menschen im Handlungsfeld Schule. Bonn 1996.

[2] Erzbistum Paderborn (Hrsg.): Zielbild 2030+ für das Erzbistum Paderborn, Paderborn 2021, S. 8.

[3] Vgl. die entsprechenden Überlegungen zur allgemeinen Situation der Kirche in: Zukunftsbild des Erzbistums Paderborn, S. 29.

[4] In Anlehnung an den kath. Theologen Johann Baptist Metz: „Die kürzeste Definition von Religion – Unterbrechung.“ Johann Baptist Metz: Glaube in Geschichte und Gesellschaft. Freiburg 1977.