SEVO

Grundgedanken zum Schulentwicklungsvorhaben (SEVO)

Und er stellte ein Kind in ihre Mitte. Dieser Satz aus dem Evangelium nach Markus steht sehr bewusst am Anfang unseres Schulprogramms, denn er ist beides, Basis und Ziel unserer schulischen Arbeit. Unsere Schülerinnen und Schüler mit ihren individuellen Stärken und Schwächen bilden das Zentrum unserer Bemühungen und Überlegungen; an ihnen, ihren Bedürfnissen und ihren konkreten Lebenssituationen richten wir uns aus, ihnen wollen wir Wege weisen, sie wollen wir auf ihren Weg vorbereiten und sie in ihrer Schulzeit begleiten. 
 Das Schulentwicklungsvorhaben der Hildegardis-Schule wird von der Überzeugung geleitet, dass durch erkennbar individualisierte Bildungsgänge effizienter, nachhaltiger und erfolgreicher gelernt und gelehrt wird. Dabei soll 

  • eine größtmögliche individuelle Förderung erfolgen, die Stärken, Interessen und Neigungen des Einzelnen genauso berücksichtigt wie etwaige Schwächen, 
  • durch eine Erhöhung der Effizienz von Lernprozessen Freiraum für Individualisierung geschaffen werden, 
  • sich die Motivation und Begeisterung von Lernenden und Lehrenden gleichermaßen erhöhen, 
  • durch eine entsprechende Individualisierung im Bereich der Leistungsüberprüfung noch gezielter auf die Abiturprüfung sowie ein mögliches Studium vorbereitet werden sowie
  • der aktuelle bildungstheoretische Diskurs ebenso Berücksichtigung finden wie die programmatische Ausrichtung unserer Schule u.v.m.

Das SEVO der Hildegardis-Schule greift durch die alternativen Formate der Leistungsüberprüfung eine stärkere Schülerorientierung auf, dieses Vorgehen lässt sich auch als Umsetzung des in den Kernlehrplänen festgelegten Perspektivenwechsels vom Wissen zum Können verstehen. Dazu bedarf es einer Anbindung an die über alle Fächer hinweg geltenden Kompetenzvorgaben der Kernlehrpläne. 

Bildung heißt auch, Verantwortung zu lernen. Eigenverantwortlich handeln die Schülerinnen und Schüler, wenn sie für die SEVO-Fächer mit Bedacht planen, wie sie die alternativen Leistungsformate in den SEVO-Fächern jeweils auf die Halbjahre Q1.1 - Q2.1 verteilen. Ihre Prüfungsleistungen sind dann das Ergebnis persönlicher Akzentsetzungen und individueller Lern- und Erkenntniswege. Im Unterschied zu einem Leistungsbegriff im Sinne eines „Input-Output-Verfahrens“ liegt den alternativen Formaten der Leistungsüberprüfung damit ein individualisierter Ansatz zugrunde, der in der vorgenommenen Differenzierung in die drei unterschiedlichen Formate der alternativen Leistungsüberprüfung – schriftliche Hausarbeit, kooperative Präsentation und mündliche Prüfung – deutlich wird:

  • Schriftliche Arbeit: Der Schüler oder die Schülerin wählt ein Thema, das sich aus dem eigenen, aktuellen Lerninteresse ergibt. Positive Effekte für die Motivation sind zu erwarten.
  • Kooperative Präsentation: Die gemeinschaftliche Erarbeitung eines Themas führt bestenfalls zu einem wechselseitigen Lernen. Die arbeitsteilige Vorgehensweise eröffnet die Möglichkeit, die je individuellen Stärken und Interessen der Gruppenmitglieder zu berücksichtigen und so am Ende ein Lernprodukt wirkungsvoll und adressatenbezogen zu präsentieren.
  • Mündliche Prüfung: Vor allem im Prüfungsgespräch kann der Prüfling aktiv den Prüfungsgang beeinflussen, wenn zum Beispiel Rückfragen gestellt werden oder in Antworten Impulse gesetzt werden, die im Prüfungsverlauf von der Prüferin oder dem Prüfer aufgegriffen werden können. 

Phasen des Individuellen Lernens, in denen die Schülerinnen und Schüler im Sinne eines zunehmend selbstgesteuerten und eigenverantwortlichen Lernens den Lernstoff üben, wiederholen und vertiefen, sollen bereits in der Sekundarstufe 1 angelegt werden. Dazu können Lernangebote gemacht werden, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, z. B. nach Lerntempo, Leistungsvermögen und Lerninteresse differenziert zu lernen.  

 

Konkrete Umsetzung[1]

Die alternativen Formate der Leistungsüberprüfung werden jeweils für die zweite Klausur eines Halbjahres eingebracht, sie müssen aber nicht zwingend auch im zweiten Quartal des Halbjahres erfolgen. Die Schülerinnen und Schüler legen in Absprache mit den Unterrichtenden Zeitpunkt und Reihenfolge fest, in denen die Formate der Leistungsüberprüfung erbracht werden. 

Folgende Fächer sind dabei Teil des SEVO:

Aufgabenfeld I

Aufgabenfeld II

Aufgabenfeld III

Fächer ohne Aufgabenfeld

 

Deutsch

 

Erziehungswissenschaft

Geschichte

Philosophie

Sozialwissenschaften

 

Biologie

Chemie

Physik

 

Evangelische Religionslehre

Katholische Religionslehre

 

Zur Absicherung der Anforderungsbereiche in der Abiturprüfung werden die jeweiligen Aufgabenformate der schriftlichen Abiturprüfung nicht nur in den verbleibenden Klausuren, sondern ergänzend auch im Unterricht eingeübt. 

 

Evaluation des Schulentwicklungsvorhabens

 

Während der gesamten Phase des Schulentwicklungsvorhabens fand ein Evaluationsprozess mit allen Beteiligten statt. Die gewonnenen Ergebnisse wurden auf verschiedenen Ebenen ausgewertet, kontinuierlich diskutiert und führten zu entsprechenden Modifikationen in der Organisation der Abläufe und der Bewertungsraster. 

Diesen Prozess unterstützten externe Berater aus der Schulaufsicht (Dr. Gantenbrink, Fr. Noll) und von der Hochschule (Prof. Dollase, Universität Bielefeld).

Es kamen dabei folgende Instrumente zum Einsatz: 

  • Dokumentenanalyse
  • Fragebögen 
  • Hospitation im Unterricht 
  • Interview und Resonanzgruppe (regelmäßige Treffen mit Schülervertretern)
  • Statistikanalyse (Auswertung der Abiturergebnisse)

 

Die zusammenfassende Dokumentation der Evaluationsergebnisse erfolgte jeweils am Schuljahresende in der sogenannten „Gesamtdarstellung“ und am Ende der Projektphase 2019 im Abschluss-Bericht. In diesem Bericht sind die Rückmeldungen aus der Lehrerschaft, von den damaligen Jahrgängen Q1 und Q2 sowie von Seiten ehemaliger Schüler. und Schülerinnen (Abiturjahrgänge 2016 bis 2018) enthalten. 

Gerade von den Studierenden wurde in der Rückschau viel Wertschätzendes über die drei alternativen Leistungsformate geäußert. Durch die dreimalige mündliche Prüfung fühlten sie sich gut auf die mündliche Abiturprüfung und vergleichbare Prüfungen an der Hochschule vorbereitet. Das Gleiche gilt für die Erfahrungen, die sie beim Anfertigen der schriftlichen Hausarbeiten und der kooperativen Präsentationen sammeln konnten. Im Nachhinein bewerteten sie ihren erbrachten Arbeitseinsatz im Kontext der alternativen Formate und die gewonnenen Kompetenzen wie “Sicherheit bei Präsentationen“ und „sicheres Auftreten bei mündlichen Testaten an der Uni“ als zielführend mit Blick auf „das Studium und die spätere Arbeitsrealität“ (Zitat aus den freien Formulierungen, Umfrage 2019). 

Dieses Ergebnis korrespondiert auch mit der Evaluation der alternativen Prüfungsformate durch Prof. Dollase im Mai 2017, in welcher die Formate von Seiten der befragten Schüler und Schülerinnen als „gerecht und transparent“ eingeschätzt werden, bei denen „wir [die Schüler] aber mehr tun als früher“. 

 

Bildungstheoretische Querschnittsthemen und SEVO und Bewertungsbögen

 

Beurteilungsbögen

Download

Laura Joneleit (Koordination SEVO) / Laura Utri
August 2023

[1] Die aktuellen Vorgaben für das Schuljahr sowie die Hinweise für die neu einsetzenden SEVO-Jahrgangsstufen finden sich jeweils aktualisiert als Dokumente unter Downloads auf der Homepage.